Mein München-Abenteuer

 

Manchmal kommt alles anders…. Geplant war, dass ich mit Gabi am Freitag nach München reise, wir dann am Wochenende an einem Workshop von Isabelle von Fallois (http://www.isabelle-von-fallois.de) teilnehmen und ich anschliessend noch bis Donnerstag in München bleibe. Am Sonntagabend sollte ein Freund nachkommen, um eben gemeinsam noch ein paar Tage München zu erforschen und zu geniessen. Aber eben, sollte…. Es war Freitagnachmittag und ich genoss mit Gaby einen ausgiebigen Shoppingplausch. Wir befanden uns gerade in einem Kleiderladen, als mein Handy erkennen liess, dass eine Nachricht eingegangen ist. Ich griff in meine Handtasche, zog mein Handy hervor und las die Nachricht. Markus schrieb, dass es ihm aus gesundheitlichen Gründen unmöglich war nach München zu kommen. Ich hätte weinen können vor Enttäuschung, habe ich mich doch so auf unseren längst überfälligen Städtetrip gefreut. Was mache ich denn jetzt? Bleibe ich in München? Fahre ich am Sonntagabend mit Gaby wieder nach Hause? Keine Ahnung. Erst mal den Workshop geniessen.

 

Im Laufe des Tages habe ich mich entschieden, sicher bis Montag in München zu bleiben, da mir das organisieren der Rückreise für Sonntagabend gerade zu stressig war.

 

Am Samstagmorgen habe ich Hubert (http://www.hubert-koelsch.de) eine Mail geschrieben – dies wollte ich schon lange tun, um ihn über einen Punkt bezüglich der Reise von Markus und mir zu informieren. Natürlich habe ich dann auch erwähnt, dass Markus nun nicht kommt und ich noch nicht so genau weiss, ob ich bleibe oder am Montag nach Hause reise. Hubert schrieb zurück und motivierte mich, dass ich doch bleiben soll und den Aufenthalt doch als neue Lernerfahrung betrachten soll, auch im Hinblick auf den bevorstehenden Wechsel der Arbeitsstelle.

 

Ich fragte mich, was für mich die Herausforderung, die Lernerfahrung dabei ist. An sich ist es nicht das erste Mal, dass ich mich alleine in einem anderen Land aufhielt. Die Antwort liess nicht lange auf sich warten: Alleine Essen gehen und mich dabei nicht alleine fühlen. All die anderen Male, wo ich alleine Essen war, ernährte ich mich entweder von Fast-Food oder kaufte mir ein Sandwich oder sonst etwas, dass ich dann im Zimmer ass. Oder ich ging in ein Restaurant essen, beschäftigte mich währenddessen mit meinem Handy oder las in einem Buch und fühlte mich innerlich alleine. Manchmal sogar so, dass mir die Tränen zuvorderst standen. Von Genuss keine Rede, auch wenn das Essen noch so gut war.

 

Das sollte sich nun ändern. Ich startete am Sonntagabend im Restaurant des Hotels – ich muss ja nicht gleich die ganz grossen Sprünge machen.  So setzte ich mich an einen freien Tisch, bestellte mir mein Essen und ein Glas Rotwein. Nebenbei stöberte ich im Reiseführer nach Ideen für die kommenden Tage. Und siehe da, das geht ja ganz gut! Natürlich schon noch etwas mit gemischten Gefühlen, aber alleine fühlte ich mich nicht. Ich freute mich über diesen ersten Schritt. Der Zweite folgte so gleich. Nach dem Essen und Bezahlen verliess ich den Restaurantbereich und setze mich mit meinem Glas Wein in die Hotellounge. Ich nahm in einem bequemen Sessel Platz und las in einem Buch. Und ja, natürlich war auch da mein Handy an meiner Seite, schliesslich wollte ich auch die Anfragen nach meinem Befinden beantworten, denn ich hatte zwei liebe Personen an meiner Seite, die mich viral durch diese Zeit begleiteten.

 

Am Montagmorgen ging es alleine zum Frühstück. Das ging auch ganz gut – und ich stellte erfreut fest: ich bin ja nicht die Einzige, die alleine beim Frühstück sitzt! Nein, denn eigentlich sitzen viele Personen alleine an einem Tisch. Na klar, einige von den Frauen und Männern werden geschäftlich hier sein. Das könnte ja auch ich sein – man muss einer Person ja nicht zwingend ansehen, ob sie auf Geschäfts- oder Städtereise ist. Aber ob man sich dabei alleine fühlt oder nicht, das sieht man einem schon viel eher an.

 

Die nächsten Abende verbrachte ich alle in einem anderen Restaurant und freute mich darüber, wie gut es mir gelang. Tagsüber alleine in der Stadt unterwegs zu sein, in Museen zu gehen und andere Sehenswürdigkeiten zu betrachten war nie das Problem, da ich das bereits kannte. Aber beim Gedanken daran alleine Essen zu gehen, wurde es mir manchmal schon etwas mulmig. Mittlerweile freute ich mich jeden Abend auf das bevorstehende Abenteuer Abendessen, was mir immer besser gelang.

 

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Residenztheater am letzten Abend. Markus hat mir per Mail die Karten geschickt. Ob ich hin gehe oder nicht, habe ich aber erst an dem Tag definitiv entschieden, obwohl es sich gefühlsmässig eigentlich schon abgezeichnet hat. Überhaupt hatte ich meinen Aufenthalt schrittweise verlängert. Markus und ich hatten ursprünglich ein anderes Hotel gebucht, das habe ich dann aber storniert und bin in dem Hotel geblieben, wo ich schon war. Aber eben, da ich nicht wusste, ob oder wie lange ich bleibe und wie es mit meinem Abenteuer läuft, habe ich insgesamt dreimal verlängert und blieb somit für die ganze im vornherein geplante Dauer.

 

Und ja, auch der Theaterbesuch war ein voller Erfolg! Ich putzte mich für mich selbst heraus, zog mir ein hübsches Kleid an und genoss einen wunderbaren Abend. Ich fühlte mich wohl und freute mich.

 

Jeden Abend beschloss ich damit, dass ich mich im Hotel in die Lounge setzte, mir ein Glas Wein genehmigte, die Menschen um mich herum beobachtete, las, schrieb oder einfach war. Es ging mir überhaupt nicht darum, jemanden kennen zu lernen, sondern einfach alleine unter Menschen zu sein und mich dabei eben nicht alleine zu fühlen. Das ist mir ganz gut gelungen.

 

Herausforderung erfolgreich gemeistert! Nun weiss ich, dass ich ein nächstes Mal für mich alleine eine Reise planen kann, ohne mulmige Gedanken ans alleine Essen gehen. Was für ein befreiendes und schönes Gefühl!

 

Ich bin sehr dankbar, dass ich all diese Erfahrungen machen durfte. Herzlichen Dank an Markus, dass du mich durch dein nicht kommen können überhaupt in die Situation gebracht hast und herzlichen Dank an Hubert, dass du mich dazu motiviert hast, die Herausforderung anzunehmen, mir Mut gemacht hast und mich so durch mein München-Abenteuer begleitet hast.